Programm Vokale Kammermusik und Lied
16.11.2025, 18.00 Uhr, Konzerthaus Detmold
Das letzte Konzert des zentralen Veranstaltungswochenendes ist Giselher Klebes vokaler Kammermusik und seinen Liedern gewidmet. Das Programm wurde überwiegend von Manuel Lange gestaltet, der auch den Klavierpart übernehmen wird. Zusammen mit Yijae Kim wird er die drei Lieder nach Texten von Friedrich Hölderlin op. 74 für hohe Singstimme und Klavier vortragen: „Geh unter, schöne Sonne“, „Hälfte des Lebens“ und „Die Linien des Lebens“. Der Zyklus entstand 1975/76 und wurde von Werner Compes und Emmy Neuhold in Hannover uraufgeführt.
Eine lebenslange Freundschaft und vielfache künstlerische Zusammenarbeit verband Klebe mit Peter Härtling, der sich in den 80er Jahren dem Protest gegen den Bau der Startbahn West des Frankfurter Flughafens anschloss und dabei auch das Gedicht „Der Flörsheimer Wald“ schrieb. Giselher Klebe, der in seiner humanistischen Grundhaltung keinen Unterschied zwischen dem Schutz der Umwelt und der Menschen machte, die in ihr leben, vertonte 1997 dieses Gedicht in seinem op. 125a für Tenor und Orgel und in einer alternativen Fassung (op. 125) für mittlere Stimme und Klavier. Bei unserem Konzert wird der Bariton Klemens Sander von Manuel Lange am Klavier begleitet.
Giselher Klebe hatte Zeit seines Lebens eine besondere Affinität zu Italien. Seine beiden Stipendien-Aufenthalte in der Villa Massimo, sein großes kompositorisches Vorbild Giuseppe Verdi, seine Liebe zur Malerei und Bildhauerei, aber auch die italienische Küche und Lebensart, all das inspirierte ihn in seiner Kunst und veranlasste ihn zu vielen Reisen (die „Fantasia Incisiana“ op. 137 für Violine und Klavier trägt ihren Titel von dem kleinen Ort Incisa Scappacino im Piemont, wo sie in großen Teilen entstand). In seinem Nachlass befand sich noch „Roma-Città eterna op. 138, Duetto con un poèma di Marie Luise Kaschnitz per Mezzo-Soprano e Contr’alto con Pianoforte“ („Königlich, Rom, hast du mich immer empfangen“), das bisher weder verlegt noch uraufgeführt wurde. Die posthume Uraufführung findet bei diesem Konzert statt, es singen Gerhild Romberger, Alt, und ihre Tochter Sarah Romberger, Mezzosopran, begleitet werden sie von Manuel Lange.
Den Abschluss des Konzerts bildet eine Aufführung des Lamentos „Mir träumte, ich müßte Abschied nehmen“ op. 127 für Gesang und sieben Instrumente, nach einem Gedicht von Günter Grass aus dem Roman „Die Rättin“. Grass und Klebe hatten sich damals im Streit über die Nicht-Einladung von Salman Rushdie zur Akademie der Künste entzweit, blieben aber künstlerisch verbunden. Das Lamento ist für mich eines der bewegendsten Stücke aus Klebes späteren Jahren, von einzigartiger Ausdruckstiefe und mit einem besonders ergreifenden Schluss. Gerhild Romberger wird singen und das hochkarätige Ensemble leiten, das aus Maria-Elisabeth Lott (Violine), Antonia Mütze (Viola), Alexander Gebert (Violoncello), Janos Balint (Flöte), Thomas Lindhorst (Klarinette), Godelieve Schrama (Harfe) und Florian Köhn (Schlagzeug) bestehen wird.