Programm Orchestermusik
29.10.2025, 19.30 Uhr, Konzerthaus Detmold
Die Nordwestdeutsche Philharmonie Herford wird bei diesem Konzert unter der Leitung von vier Studierenden aus der Dirigierklasse von Prof. Florian Ludwig spielen.
Das Notturno op. 97 schrieb Giselher Klebe 1987, die Uraufführung spielten am 30. Januar 1988 im Rahmen der Salzburger Mozartwoche die Wiener Philharmoniker unter Leopold Hager. Klebe beschrieb das Stück in einem Werkkommentar als „ruhige Nachtmusik in einem Satz, [die sich] in drei Teile [gliedert].“ Die Intervallsymmetrie des Streicherakkords zu Beginn (von unten nach oben gis-e-g-d-f-cis, also oben und unten jeweils kleine Sext und kleine Terz) ist für Klebe typisch und markiert in sich die Pole Atonalität und Tonalität, zwischen denen sich die Komposition bewegt. Das folgende zentrale melodische Motiv aus Oktav und Tritonus (a1, a2, es2) verwendete Klebe später auch in dem Klavierzyklus „Widmungen“ op. 115. Interessant ist noch die Formulierung von Klebes künstlerischem Credo in dem besagten Werkkommentar: „Seitdem ich vor 30 Jahren begann, mir aus der tonalen Chromatik der Zwölfton-Kompositionsidee heraus eine eigene Klangsprache zu entwickeln, bin ich von dem ständigen Wunsch geleitet worden, die Geste und die Sprache meiner Musik immer einfacher und klarer zu gestalten, um damit sich steigernde Intensität des Ausdrucks zu erreichen. Ich bin tief davon überzeugt, daß jeder Künstler die Mittel seiner Sprache so auf seine individuelle Ausdruckskraft konzentrieren muß, um dem (…) Zuhörer die Möglichkeit zu geben, die jeweilige Mitteilung erleben zu können. (…) Mir erscheint jede Expansion als Zeichen einer Ohnmacht, jede Massierung der Mittel ein Zeichen des Vertrauensverlustes in die eigene Aufgabe. Meine ganze Leidenschaft gilt dem Streben nach Klarheit.“
Die viersätzige 7. Symphonie schrieb Klebe 2002 nach dem Tod seiner Frau Lore, die (zunächst ungenannte, später offizielle) Librettistin aller seiner bis dahin entstandenen Opern gewesen war. Dem dunklen, dramatisch zugespitzten und im zweiten Satz stellenweise grotesken Tonfall steht eine „klassische Proportionalität und Formgebung wie auch die Plastizität und Konzisität der Themenbildung“ (Brigitte Schäfer-Schwartze) gegenüber, die an das Werk des Widmungsträgers Joseph Haydn erinnert, aus dessen Namen das thematische Material entwickelt ist. Die Uraufführung spielten 2003 das Orchester des Nationaltheaters Mannheim unter Friedemann Layer.
Das Konzert wird eröffnet durch die Paganini-Variationen von Giselher Klebes Lehrer Boris Blacher, vor der Pause erklingt Joseph Haydns Symphonie Nr. 70, D-Dur, nach der Pause folgt die Uraufführung eines Stückes der Komponistin Ulyana Saulina, inspiriert von Giselher Klebes Musik.