Die Klaviermusik in Großbritannien

Von Peter Westendorf

Die Artikelserie soll einen Überblick über das Schaffen einiger wichtiger britischer Komponisten und deren Werke für Klavier geben. Die Kapitel sind jeweils einer Gruppe von Komponisten gewidmet und decken den Zeitraum von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jh. ab. Da diese Reihe kein ausführliches Lexikon ersetzen soll und kann, werden von den einzelnen Komponisten nur eine Reihe von Kompositionen behandelt, die nach Ansicht des Autors entweder eine herausragende Stellung innehaben, oder aber typische Beispiele für deren Kompositionsstil darstellen.

Einleitung

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Klaviermusik in Großbritannien vornehmlich durch ausländische Musiker repräsentiert. Muzio Clementi und Johann Baptist Cramer bestimmten neben vielen Gastpianisten das musikalische Leben. Erst John Field (1782-1837), der in Dublin geboren wurde, erreicht eine auch überregionale Popularität. Die Belebung und damit das Auftreten neuer Musikerpersönlichkeiten aus dem englischen Volke entsteht erst durch die Gründung diverser Ausbildungsstätten, wie 1822 der „Royal Academy of Music“ oder 1872 des „Royal Trinity College of Music“, und endlich 1882 mit dem „Royal College of Music“. Letzteres hat ganz entscheidend zur Heranbildung von großen Musikerpersönlichkeiten beigetragen.

Der musikalische Geschmack orientierte sich weitgehend an dem in Kontinentaleuropa, namentlich Deutschland. So war Felix Mendelssohn ein häufiger Gast auf der Insel, und auch bei Hofe gern gesehen. Dessen Musik übte einen nicht unerheblichen Einfluss auf seine britischen Zeitgenossen aus, und wirkte in gewisser Weise auch Stilbildend. Zum Ende des 19. Jahrhunderts war es dann Brahms, dessen Musikstil einen starken Einfluss ausübte. Ab etwa der Jahrhundertwende erleben wir dann ein weitgehend eigenständiges musikalisches Idiom britischer Komponisten.

Viele der bekannteren Komponisten wie Edward Elgar, Ralph Vaughan-Williams oder Benjamin Britten haben kaum etwas für Klavier geschrieben. Neben der Kammermusik waren es in erster Linie Werke für Orchester und Vokalmusik, die den allgemeinen Geschmack beherrschten. Im Gegensatz zu Russland oder Deutschland und Österreich war die Klaviermusik in Großbritannien auch im 20. Jh. nicht wirklich populär, und daher gibt es nur relativ wenige Komponisten dort, die eine größere Anzahl von Klaviermusik geschrieben haben.  Meine Auswahl beschränkt sich daher auf folgende Musiker:

  • William Sterndale Bennett (1816-1875)
  • Hubert Hastings Parry (1848-1918)
  • Charles Villiers Stanford (1852-1924)
  • John Ireland (1879-1962)
  • Frank Bridge (1879-1941)
  • Cyril Scott (1879-1970)
  • Arnold Bax (1883-1953)
  • York Bowen (1884-1961)
  • Arthur Bliss (1891-1975)
  • Kaikhosru Shaurji Sorbabji (192-1988)
  • Michael Tippett (1905-1998)
  • Kenneth Leighton (1929-1988)

Bei der Abfassung von Kurzbiografien und vor allem bei dem Kompositionsregister hat mir der Klaviermusikführer von Peter Hollfelder (Florian Noetzel Verlag, 1999) wertvolle Dienste geleistet.

Vollständige Werkverzeichnisse und Notenmaterial (soweit kein Urheberrechtsschutz mehr besteht) findet man unter https://imslp.org.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert