Vor jeder Haupt- oder Nebenharmonie kann ein Akkord stehen, der zu dieser Harmonie dominantisch, seltener auch subdominantisch ist. Diese Akkorde heißen "Zwischendominanten" bzw. "Zwischensubdominanten". Ihre Funktionssymbole werden in Klammern gesetzt, sie beziehen sich auf die Harmonie hinter der Klammer:
Die Zwischendominante zur Subdominante erscheint immer als Dominantseptimakkord (im obigen Beispiel der zweite Akkord), weil sie sonst nicht von der Tonika zu unterscheiden wäre.
Die Zwischendominante zur Dominante (oben der vierte Akkord) heißt auch "Doppeldominante".
Zwischensubdominante und -dominante können auch gemeinsam als Zwischenkadenz erscheinen:
Eine Zwischendominante verschiebt kurzzeitig das harmonische Zentrum in Richtung ihrer Tonika. Geschieht dies für längere Zeit, ohne dass jedoch die Ursprungstonika ganz verlassen wird, spricht man von einer "Ausweichung":
Der ganze (eingerahmte) Mittelteil der obigen Kadenz weicht von der Tonika c-Moll zur Tonika-Parallele Es-Dur aus. Alle Funktionsbezeichnungen in diesem Teil werden deshalb eingeklammert und beziehen sich auf das Funktionssymbol tP hinter der Klammer.
Bei manchen Akkorden können einzelne Töne chromatisch verändert werden, wodurch eine Intensivierung ihrer Funktion erreicht wird. Solche Veränderung nennt man "Alteration". Man unterscheidet je nach Richtung zwischen "hochalteriert" und "tiefalteriert".
Von den Dreiklangstönen können nur Quint und Terz alteriert werden, weil die Alteration des Grundtones die Funktion des Dreiklangs ändern würde. Das folgende Beispiel zeigt links eine "übermäßige Dominante" mit hochalterierter Quint und rechts eine hochalterierte sixte ajoutée, die hier - wie meistens - als chromatischer Durchgang auftritt:
Die übermäßige Dominante im linken Beispiel hat drei Leittöne zur folgenden Tonika: Die Terz löst sich leittönig zum Tonika-Grundton auf, die hochalterierte Quint zur Terz und die Septim abwärts ebenfalls zur Terz. Die Tonika ist folglich ohne Quint.
Von besonderer Bedeutung ist der verminderte Septakkord mit tiefalterierter Quint (häufig wie im folgenden Beispiel als Doppeldominante):
Er kann durch einfache enharmonische Verwechslung seiner Terz (im Beispiel wird aus fis ges) als Dominantseptimakkord gedeutet werden und eignet sich deshalb gut zur chromatischen "enharmonischen Modulation". Das folgende Beispiel beginnt wie die Kadenz oben, deutet dann aber den Dv mit tiefalterierter Quint zum D7 von Des-Dur um und führt die Kadenz entsprechend zu Ende:
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